1. Tag bis 4. Lebenswoche
Nesthocker:
Aller Anfang ist schwer! Denn Hundewelpen sind "Nesthocker",
d.h. sie werden blind, taub (Augen und Ohren sind bei der Geburt verschlossen) und völlig hilflos geboren und sind voll und ganz auf die Hilfe der Hundemutter angewiesen. Ohne sie hätten die
Kleinen keine Überlebenschance: sie ernährt die Welpen, putzt sie und hält sie schön warm, denn auch ihre Körpertemperatur können die kleinen Nesthocker noch nicht selbst regulieren. In den
ersten Lebenstagen orientieren sich die Hundekinder ausschließlich über ihren Tast- und Geruchssinn. So finden sie auch den Weg zur Milchquelle.
Kolostralmilch - Frühsterblichkeit:
Wie bei allen neugeborenen Säugetieren ist es auch bei
Welpen entscheidend, dass sie bald nach der Geburt hochwertige Kolostralmilch (Kolostrum) erhalten, denn nur diese Erstmilch enthält die für den Immunschutz der Welpen so lebenswichtigen passiven
Antikörper. Deshalb ist es notwendig darauf zu achten und alles zu versuchen, dass die Neugeborenen so bald wie möglich nach der Geburt am Gesäuge trinken und so ein Maximum an diesen Antikörpern
übertragen bekommen. Frühzeitige Aufnahme einer genügenden Menge Kolostrum ist auch deshalb wichtig, weil die erste Flüssigkeitszufuhr wesentlich zum Kreislaufvolumen des Neugeborenen beiträgt.
Ungenügende Flüssigkeitszufuhr kann Kreislaufinsuffizienz und Herz-Lungen-Versagen verursachen. Gute Immunität und ein stabiles Herz-Kreislauf-System senken wiederum das Risiko der
Frühsterblichkeit bei Welpen. Eine weitere Gefahr für die Kleinen besteht in der Unterkühlung. In den ersten 6 Lebenstagen besteht noch kein Zitterreflex bei Kälte, weshalb Welpen zur Erhaltung
ihrer Körpertemperatur auf äußere Wärmequellen wie den Körper der Mutter angewiesen sind. Hundebabys legen sich oft auch im Haufen übereinander, um ihren Wärmeverlust zu reduzieren. Ist es den
Welpen zu kalt, zeigen sie dies mit vermehrtem Bewegungsdrang, Unruhe, verstärkter Atmung und Lautäußerungen. Unter optimalen Verhältnissen (Umgebungstemperatur 21°C) liegen die Kleinen hingegen
entspannt da und verbringen die meiste Zeit schlafend.
Trinken, Schlafen, Gewichtszunahme:
Die Hauptbeschäftigung der Neugeborenen ist Trinken und
Schlafen. Ein großer Teil des Schlafens ist mit aktiven Bewegungen wie Drehen und Zucken verbunden, wodurch die Entwicklung der Muskulatur gefördert wird. Die Häufigkeit des Saugens liegt in der
1. Lebenswoche um die 12mal am Tag, fällt in den folgenden 3 Wochen auf etwa 8mal und geht im 2. Monat auf 5 - 6mal pro Tag zurück. Dank der guten Muttermilch nehmen die Hundebabys rapide zu. Sie
sollten vom ersten Lebenstag an zunehmen und ihr Geburtsgewicht in 7 - 10 Tagen verdoppelt haben. Beim Absetzen mit ca. 6 Wochen haben die Welpen dann das 6- bis 10-fache ihres Anfangsgewichts
erreicht. Als Faustregel gilt: ein Welpe sollte während der ersten 5 Monate pro Tag 2 bis 4 g pro kg des erwarteten Erwachsenengewichts zunehmen (als Beispiel: ein Welpe, der als erwachsener Hund
20 kg wiegen wird, sollte als Junghund täglich 40 bis 80 g schwerer werden). Regelmäßiges Wiegen der Kleinen zur Kontrolle (anfangs täglich!) ist daher sehr wichtig, damit bei Bedarf entsprechend
eingegriffen bzw. zugefüttert werden kann. Milchmangel seitens der Hündin kann man z.B. meistens durch entsprechende energie- und eiweißreiche Ernährung korrigieren. Auch sollten die Welpen
während des Saugens ab und zu beobachtet werden, um sicher zu gehen, dass alle ihre Chance zum Trinken haben. Wird einer weggedrängt, legt man ihn an eine andere Zitze an. Es ist lebensnotwendig,
dass alle Welpen einen ausreichenden Anteil Milch bekommen.
Kot- und Harnabsatz:
Den Reflex für den Kot- und den Harnabsatz muss die
Hundemutter in den ersten Wochen durch das Belecken der Analgegend auslösen. Fehlt dieses Verhaltensmuster der Hündin, so sind Verstopfungen und Blähungen, in manchen Fällen sogar der Tod der
Welpen die Folge. Die Exkremente werden von der Mutter aufgeleckt, so dass das Lager sauber und trocken bleibt. Dieser Teil der Brutpflege endet meistens mit der ersten Beifütterung der
Welpen.
Sinnesentwicklung:
Nach der ersten Lebenswoche erwachen allmählich die Sinne der Hundebabys.
Als erstes öffnen sich die Augen (10. - 13. Tag), so dass die Welpen ab dem 14. - 16. Lebenstag sehen können. Nach und nach entwickelt sich jetzt auch ihr Gehör und beginnt mit 15 - 17 Tagen zu
funktionieren. Mit ca. 18 Tagen beginnen dann auch die ersten Gehversuche. Bis die Motorik völlig beherrscht wird, vergeht allerdings noch etwas Zeit. Neben verschiedenen Lautäußerungen wie
Bellen, Knurren und Heulen beginnt der Spieltrieb sowie die Beschäftigung mit dem eigenen Körper - Pfoten wischen, sich belecken, beknabbern etc.
2. und 3. Lebensmonat
Zahnen und Zahnwechsel:
Während Welpen die ersten drei
Wochen zahnlos verbringen, brechen die 28 Milchzähne in der 4. bis 6. Lebenswoche danach rasch durch. Sie werden mit rund einem halben Jahr durch das bleibende Gebiss, das insgesamt 42 Zähne
aufweist, abgelöst.
"Hundesprache" - Sozialisierung:
Mit gut einem Monat sind die Sinne der Hundewelpen
ausgereift, der Ernst des Lebens kann beginnen. Die Mutter muss den Kleinen nun alle Verhaltensweisen beibringen, die ein erwachsener Hund braucht. Und beim Balgen und Herumtoben miteinander
werden die Verhaltensweisen dann geübt. Ab der fünften Lebenswoche findet die Phase der Sozialisierung statt. Die Welpen zeigen immer größeres Interesse an ihrer Umgebung. Haus und Garten,
Menschen und andere Tiere werden neugierig wahrgenommen und erkundet. Die Erfahrungen, die die Kleinen jetzt machen, prägen ihre Persönlichkeit und bestimmen ihr späteres Verhalten. Spielerisch
trainieren sie das Verhaltensrepertoire eines erwachsenen Hundes und lernen das "Hunde-Einmaleins", das so wichtig für das Zusammenleben mit Mensch und Tier, vor allem mit anderen Artgenossen
ist. Während der Sozialisierungsphase löst sich die enge Mutter-Kind-Beziehung langsam auf. Nach und nach werden die jungen Hunde auf ihre Selbständigkeit vorbereitet, es beginnt die Phase der
Entwöhnung.
Zufüttern und Absetzen der Welpen:
Zur Vorbereitung des Absetzens sollte das Zufüttern
beginnen, wenn die Welpen 3 Wochen alt sind. Es ist sinnvoll das Welpenfutter mit Wasser zu einem suppigen Brei zu mischen, um den Welpen den Übergang von Milchnahrung zu festem Futter zu
erleichtern. Von diesem Brei streicht man den Jungen etwas um die Lippen. Vorsicht, dass nichts in die Nase kommt! Beim Ablecken kommen die Hundekinder dann schnell auf den Geschmack, so dass man
sie mit 6 bis 7 Wochen absetzen und nur noch mit fester Nahrung ernähren kann. Mit 10 bis 12 Wochen sind die Junghunde dann so selbständig und selbstbewusst, dass sie von ihrer Hundefamilie
getrennt werden und ihr neues Zuhause beziehen können. Sicherlich wird es noch ein bis zwei Tage Heimweh geben, aber schnell wird die Neugier siegen und voller Tatendrang die neue Familie in
Beschlag genommen.
Absetzen und Trennen von den Wurfgeschwistern vor der 5. bis 7. Lebenswoche kann zu Verhaltensstörungen führen (z.B. Unsicherheit, Überängstlichkeit, seltener auch Agressionsverhalten, Angst vor
dem Alleinsein, was zur Zerstörung der Einrichtung, ständigem Bellen oder Jaulen oder gar Selbstverstümmelung führen kann). Andererseits sind Welpen, die älter als 10 Wochen geworden sind, bevor
sie mehr als flüchtigen Kontakt zu Menschen hatten, als Hausgenossen ebenfalls nicht gut geeignet, denn sie sind oft scheu oder unterwerfen sich nicht der menschlichen Dominanz, so dass sie
schwer zu erziehen sind und unter Umständen aggressiv werden. Um Verhaltensstörungen möglichst zu vermeiden, sollte man Welpen auf keinen Fall von Mutter und Geschwistern trennen bevor sie
mindestens 6 Wochen alt sind. Außerdem sollte im Alter von 4 bis 10 Wochen enger Kontakt mit Menschen gefördert werden.
Entwurmung und Welpenimpfung:
Ganz wichtig für die optimale körperliche Entwicklung ist das
regelmäßige Entwurmen ab der zweiten Lebenswoche. Im Abstand von 14 Tagen sollte gegen Spulwürmer behandelt werden, mit denen sich die Hundwelpen automatisch über die Muttermilch
infizieren.
Während der ersten Lebenswochen sind die Kleinen durch die mütterlichen Antikörper geschützt, deren Wirkung aber bis zur achten Lebenswoche stark nachlässt. Deshalb steht spätestens jetzt der
erste Tierarztbesuch an. Ihr Tierarzt wird die Hundekinder gründlich untersuchen und sie dann zum ersten Mal impfen, damit sie ihren eigenen Impfschutz aufbauen können. Er berät Sie auch gerne,
auf was Sie bei der Welpenaufzucht achten müssen und hilft Ihnen, Mutter und Kinder topfit zu halten. Drei bis vier Wochen später ist dann eine Wiederholungsimpfung notwendig. Mit dieser zweiten
Impfung ist die Grundimmunisierung der Welpen abgeschlossen und sie sind für ein Jahr vor den wichtigsten Hundekrankheiten geschützt.